Demo am Samstag war bunt und laut gegen Rassismus und rechte Strukturen

Linksjugend ['solid] Paderborn

Zum zweiten Mal demonstrierten am Samstag über 200 Menschen in Paderborn gegen rechte Strukturen in der Region. Von 13:00 Uhr bis ca. 16 Uhr machten die Demoteilnehmer*innen mit Transparenten, Sprechchören, einem Lautsprecherwagen und Reden auf rechte Strukturen in Paderborn aufmerksam. Die Route der Demonstration führte vom Bahnhof durch das Riemekeviertel, über den inneren Ring zum Kasselertor, zum Mahnmal der Alten Synagoge, zurück über Kamp und Westernstraße zum Westerntor. Trotz des wechselhaften Wetters konnten besonders in der Westernstraße zahlreiche Passantinnen und Passanten erreicht werden, die überwiegend positiv auf die Demonstration reagierten.

Auf Zwischenkundgebungen und am Schlusspunkt gab es insgesamt drei Redebeiträge, die die Thematik der Demo weitläufig abdeckten: Am Mahnmal an der alten Synagoge wurde  an die Zerstörung des Gotteshauses im Zuge der Pogrome 1938 erinnert und darauf hingewiesen welche Gräuel eine Gesellschaft hervorbringen kann die auf Rassismus und Diskriminierung in ihr mit Wegschauen, Weghören und Schweigen reagiert. Auch heute seien Diskriminierungen anhand verschiedenster Merkmale an der Tagesordnung. In einer weiteren Rede auf dem Rathausplatz wurde die Situation in Paderborn dargestellt. Ihr zufolge gibt es in Paderborn zahlreiche verschiedene rechtsradikale Gruppen, die vor allem mit Propaganda, aber auch in Form von Übergriffen aktiv sind. In der Rede wurde angemahnt, das neurechte Gruppen in popkulturellem Gewand besonders Zugang für Jugendliche in rechte Strukturen ermöglichen. Als zweite Erscheinungsform Rechter wurde die Hooligangruppe Domstädter genannt, die mit gewaltsamen Übergriffen auf Linke und Andersdenkende in Verbindung gebracht wurden. Auch die NPD Paderborn-Höxter ist als parlamentarische Kraft zwar wenig erfolgreich, bietet aber Raum und Infrastruktur für Rechte. Kernaussage der Rede war, das Linke und Andersdenkende sich zunehmend von Rechtsradikalen bedroht fühlen und aus Angst vor damit einhergehenden Gewalt die Innenstadt meiden. Sie fühlten sich von weiten Teilen der Gesellschaft im Stich gelassen. Auf der Abschlusskundgebung am Westerntor wurde schließlich ein Blick auf den europäischen Kontext geworfen, der sich düster gestaltete: Es wurde auf die Wahlerfolge rechtsradikaler Parteien, nicht nur bei der Europa-Wahl hingewiesen und auf Pogrome insbesondere in Osteuropa, die dort seit Jahren keine Seltenheit mehr sind und auf rassistische Morde, die es nicht nur in Deutschland gibt.

Erik Friede vom Bündnis gegen Rechts resümiert den Verlauf des Tages: „Alles in allem können wir zufrieden mit der Demo sein. Wir konnten etwas mehr Menschen als letztes Jahr auf die Straße bringen und unter den Teilnehmer*innen haben wir viele Leute mit Fahnen von Jugendverbänden, aber auch schwarzrote Flaggen und ganz unterschiedliche Transparente gesehen. Das entspricht unserem Anspruch, weil wir ein breites und vielseitiges Publikum ansprechen möchten. Gleichzeitig hatte die Demo ganz unterschiedliche Facetten: Wir haben viele bekannte Gesichter aus der rechten Szene am Straßenrand gesehen, was bestätigt, dass es in Paderborn ein akutes Naziproblem gibt. Gleichzeitig hat sich vor allem durch die positiven Rückmeldungen bei Passant*innen gezeigt, dass die Öffentlichkeit zunehmend sensibler mit dem Naziproblem umgeht.“

Quelle: www.NoLoveForHaters.de