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Offener Brief an Bundesaußenminister: Nach dem zerstörerischen Hurrikan „Matthew“ - Cuba braucht Unterstützung

Netzwerk Cuba e.V.

Auf seiner Mitgliederversammlung am 8. Oktober 2016 verabschiedete das Netzwerk Cuba e.V., bei dem Cuba Sí Paderborn ebenfalls Mitgliedsorganisation ist, folgenden offenen Brief an Bundesaußenminister Steinmeier:

Sehr geehrter Bundesminister Steinmeier,

die verheerenden Folgen des Hurrikans MATTHEW in Haiti, den ostcubanischen Provinzen und Bahamas sowie Florida sind schockierend. Der Hurrikan hat trotz der aufwändigen Schutzvorkehrungen gerade auch im Osten Cubas immense Schäden angerichtet, die regionale Infrastruktur beschädigt und Gebäude und landwirtschaftliche Flächen zerstört. Das Eindringen des Meeres mit über fünf Meter hohen Wellen verursachte schwere Schäden an den Ufern der gesamten Region.

Dass keine Menschenopfer und nicht noch mehr Zerstörungen zu beklagen sind, ist denaufwändigen und kostspieligen Sicherheitsvorkehrungen in Cuba zu verdanken. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage (verschärft durch die weiterhin geltende US-Blockade) wurden diese in gewohnt professioneller Weise vorgenommen. Die UN und internationale Hilfsorganisationen haben die bisherige Qualität der cubanischen Krisenbewältigung wiederholt gelobt und als Vorbild empfohlen. In einem von Creutzmann / Hentschel erschienenen Sammelband („Salsa einer Revolution“ bei Rogner und Bernhard, 1999) heißt es zum Thema Schutz vor und Management bei Naturkatastrophen:

„Für manche Beobachter grenzt das alles an ein Wunder, aber auch dieses cubanische Wunder hat eine Erklärung, denn vom Kindergarten bis zum Universitätsabschluss und dem Eintritt in das Berufsleben begleitet die Cubaner seit 36 Jahren die „Defensa Civil“, der Zivilschutz. Was im Katastrophenfall zu tun oder zu lassen ist, gehört zum Lehrplan auf jeder Ausbildungsstufe und wird regelmäßig geübt.... Tritt die Katastrophe schließlich ein, weiß jeder, wo er hingehört und was er zu tun hat, um sich selbst, seine Habe, seinen Arbeitsplatz, seine Fabrik, sein Vieh oder sein Land zu schützen.

Rechtzeitig sind tausende Menschen in den 160 Evakuationszentren eingetroffen, die der cubanische Staat zum Schutz der Bevölkerung einrichtete. Hunderte Transportmittel, Fahrer, Abgeordnete der Wahlkreise, Vorsitzende der Volksräte, Mitglieder der Räte der Zivilverteidigung und anderes Personal unterstützten diese so wichtige Aufgabe, die für den Schutz des menschlichen Lebens entscheidend ist. Nach Angaben des Rates der Zivilverteidigung der Provinz mußten mehr als 179.000 Menschen dieses Gebiets in den Häusern von Angehörigen, Nachbarn oder Freunden Schutz suchen.

Diese aufwändigen Schutzmaßnahmen und die Behebung der Zerstörungen sind mit extrem hohen Kosten verbunden, die Cuba allein nicht zu tragen vermag. Daher werden auch in Cuba dringend Finanzmittel für Reparatur und Wiederaufbau von Schulen, Ärztezentren, Wohnhäusern, Straßen, Brücken, Stromleitungen etc. benötigt. Es müssen Baustoffe, Baugeräte, Werkzeuge u.v.a.m. beschafft werden, einige davon teuer im Ausland.

Aufgrund der aussergewöhnlich großen Zerstörungen und Schäden durch den Hurrikan in Cuba möchten wir Sie und die Bundesregierung nachdrücklich auffordern, aus den entsprechenden Etats des Bundeshaushalts (Humanitäre Hilfe einschließlich der Nahrungsmittelsoforthilfe) umgehend eine angemessene Geldsumme an die cubanische Regierung und an deutsche NGOs zur Hilfe in Cuba zu übermitteln. Wir halten dies für ein Gebot der Gleichbehandlung (z.B. Haiti). Zugleich wäre solche Hilfe ein wichtiges Zeichen unseres Landes, dass die Verbesserung der bilateralen Beziehungen, wie sie in Rahmenverträgen der Bundesregierung mit Cuba festgelegt wurde, ehrlich gemeint ist. Außerdem würde eine Hilfeleistung für Cuba dem von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen „Abkommen über politischen Dialog und Zusammenarbeit mit Kuba“ entsprechen.

Unser Netzwerk Cuba, ein Kooperationsverbund von über vierzig Solidaritätsorganisationen mit Cuba in Deutschland, erwartet in dieser Hinsicht nicht nur begrüßenswerte Verlautbarungen, sondern auch Taten von Ihnen und der Bundesregierung.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!


Hochachtungsvoll

Harri Grünberg

Vorsitzender des Netzwerk Cuba e.V.