Bundestagskandidat Nowak: "Apotheke ist für mich Versorgungssicherheit"

DIE LINKE. KV Paderborn
BT-Wahl 2017OWL-PB

Im Rahmen der Bundestagwahl 2017 befragt der Apothekenverband Westfalen-Lippe e.V. alle Kandidierenden in den Wahlkreisen in Westfalen-Lippe zu aktuellen Apotheken-Themen, so auch unsere Bundestagskandiaten Siegfried Nowak.

Fragen des Apothekenverbands Westfalen-Lippe e.V.

Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie „Apotheke“ hören oder lesen?

Da fällt mir Versorgungssicherheit ein. In der Regel befindet sich eine Apotheke in unmittelbare Nähe zu einem niedergelassenen Arzt und ein Medikament oder ein entsprechendes Substitut (Generika oder Reimport) ist spätestens innerhalb von 24 Stunden verfügbar. Und das ist gut!

Welche Rolle spielt für Sie die Apotheke vor Ort für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung?                                             

Das langjährige Konzept der Apotheke vor Ort ist für mich eine der bedeutsamsten Bausteine im Rahmen einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsvorsorge. Die Apotheke vor Ort, nah bei den Patientinnen, Patienten und anderen Nutzern, erbringt eine Vielzahl von Leistungen  für die flächendeckende Daseinsvorsorge. Eine Versorgung akut Erkrankter mit stark wirksamen Schmerzmitteln durch Nacht- und Notdienste, wie z.B., wenn sich jemand bei Schweißarbeiten die Augen verblitzt hat, kann doch ein Versandhandel nicht übernehmen. Und für Kranke und andere in ihrer Mobilität eingeschränkten Personen bedeutet der schnelle und barrierefreie Zugang zu Medikamenten in Verbindung mit einer individuellen Beratung einen wesentlichen Faktor im Kranken- und Genesungsprozess. Zu bedenken ist auch, dass nicht alle Menschen über einen digitalen Zugang verfügen. Um aber die Existenz der Apotheken vor Ort zu sichern, müssen die Apotheken selbst einen erheblichen Beitrag dazu leisten und durch ein marktgerechteres Verhalten ihre Einnahmesituation und Kundenbindung verbessern.

Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs soll die Preisbindung verschreibungspflichtiger Medikamente für ausländische Versender anders als für deutsche Apotheken nicht gelten. Das gefährdet die örtlichen Apotheken existenziell. Wie stehen Sie zu dem Vorhaben, den Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel deshalb gesetzlich zu verbieten?

Wie zu befürchten war, ist dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) der freie Warenverkehr und Preiswettbewerb wichtiger als die Sicherstellung von Notfallversorgung und persönlicher Beratung in der Apotheke vor Ort. Die Arzneimittelsicherheit und die flächendeckende wohnortnahe Versorgung können dabei auf der Strecke bleiben. DIE LINKE hat im Jahr 2009 ein Verbot des RX-Versandhandels im Bundestag gefordert, das leider von CDU/CSU, FDP, SPD und Grünen abgelehnt wurde. Präsenzapotheken übernehmen wichtige Aufgaben des Gemeinwohls. Ich halte das persönliche Gespräch für eine Voraussetzung einer guten  Beratung, die auch bei den Verbrauchern gut ankommt. Der auf das EuGH-Urteil folgende Streit zwischen CDU/CSU und SPD sowie innerhalb der einzelnen Regierungsparteien hat nun einen verhängnisvollen Stillstand zur Folge. Im Ergebnis werden ausländische und inländische Apotheken ungleich behandelt, denn die einen dürfen Rabatte gewähren, die den anderen verboten sind – dies ist eine unhaltbare Situation, die durch die Untätigkeit der Bundesregierung und der Koalition mindestens bis 2018 Bestand haben wird. Ausländische Internetapotheken haben nun die Möglichkeit, ihre Position auf dem deutschen Markt zu festigen und es wird immer schwieriger, den RX-Versandhandel später noch zu unterbinden. Daher muss die Bundesregierung möglichst schnell handeln und den Versandhandel für rezeptpflichtige Arzneimittel verbieten.