Anfrage zur "Klinik am Park"

Linksfraktion Bad Lippspringe

Am 17. Februar 2020 richtete die Badestädter Linksfraktion eine Anfrage an den Bürgermeister und dem Geschäftsführer des Medizinischen Zentrums für Gesundheit (MZG). Grund dafür waren Beschwerden von Patientinnen und Patienten, die sich an die Fraktion gewendet haben.

Anfrage vom 17. Februar 2020:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Bee,
sehr geehrter Herr Schäfer,

mir wurde mitgeteilt, wie der Umzug der "Klinik im Park" vonstatten geht. Die Person selbst war Patient und war gar nicht erfreut.

Ich weiss nicht, ob die anderen Fraktionen auch darüber informiert wurden, aber heute erreichte mich folgender Bericht eines Patienten:

"Bericht über den Umzug der „Klinik am Park“, des KOMBOR-Hauses und Teilen der „Klinik Martinusquelle“ in die neue Klinik am Park.

 Der Umzug, der zunächst für den 04. und 06. Februar 2020 vorgesehen war, verzögerte sich immer wieder. Dies führte zum einen dazu, dass Patient*innen keine wirklichen Therapien mehr angeboten werden konnten, sondern sich die Therapiepläne auf Sportangebote und seltene Ergotherapie- und Entspannungsangebote sowie Fango und Massagen beschränkten.

Der Umzug aller Abteilungen, der eigentlich nach und nach vollzogen werden sollte, erfolgte dann am Montag, den 10. Februar 2020 im Laufe des Vormittags.

Ich habe als teilstationärer Patient die Klinik um 9.45 Uhr betreten und war absolut entsetzt über das Chaos, das dort herrschte. Die Mitarbeiter*innen am Empfang waren selbst neu in der Klinik und arbeiten sonst in der Teutoburger Waldklinik. Das hatte zur Folge, dass sie sich in keiner Weise mit den Abläufen auskannten und wohl auch nur unzureichend bis gar nicht informiert worden waren.

Die eigentlich sonst sehr gut organisierten und informierten „Pflegestützpunkte“ wurden offensichtlich auch zusammengelegt und waren mit dem Ansturm der Patient*innen und dem Chaos ebenfalls überfordert. Niemand wusste, wo man Therapiepläne, Abläufe des Tagesprogramms, oder sonstiges bekommen könne. Die Zimmereinteilung verlief nach meinen Beobachtungen und Erkenntnissen relativ gut.

Allerdings waren sämtliche Zimmer nicht gereinigt worden. So haben die Patient*innen der psychosomatischen Abteilung (von der Entwöhnungsabteilung weiß ich da nichts genaues) sich Putzlappen und Reinigungsmittel besorgt, um ihre Zimmer selbst zu reinigen. Selbst die Schränke waren von innen so dreckig, dass sie ausgeputzt werden mussten, bevor Kleidungsstücke hineingelegt werden konnten.

Zusätzlich waren einige gravierende Sicherheits- und Hygienemängelfestzustellen:

So funktionierte im gesamten Klinikkomplex die Rauchwarnmeldeanlage nicht. Zum Teil waren die Rauchwarnmelder noch mit roten Staubschutzkappen abgedeckt. Dieser Zustand dauerte bis zum Mittwoch, 12. Februar an, was zur Folge hatte, dass zwei Tage und Nächte Kräfte der Feuerwehr 24 Stunden vor Ort waren, um eine Brandwache zu stellen.

In Fluren hingen aus einigen Wänden Stromkabel ohne jegliche Sicherung.

In einigen Patientinnenzimmern waren Türrahmen ungesichert, so dass diese beim Schließen der Tür aus der Verankerung fielen. In mindestens einem Zimmer war die Balkontür nur zum Teil eingehängt und drohte beim Öffnen komplett aus der Halterung zu reißen.

Sämtliche elektrisch zu öffnenden Türen der Flure mussten von Hand geöffnet werden, da die elektrischen Türöffnungen nicht funktionierten. Dies führte dazu, dass diese Türen so schwergängig waren, dass sie im Laufe des Tages einfach offengehalten wurden. Dadurch wurden auch Brandschutzvorschriften außer acht gelassen.

Im Bereich der Treppe zum Haupteingang der Klinik befindet sich ein Rollstuhlaufzug, der bis zum Freitag, 14. Februar noch nicht einsatzbereit war. Am Montag war der Aufzug allerdings auch völlig ungesichert, so dass Personen von dem obersten Treppenabsatz in den ungesicherten Fahrschacht hätten stürzen können.

Bis Freitag, dem 14.02. gab es im gesamten Klinikbereich – mit Ausnahme der Räume des medizinischen Personals keinerlei Desinfektionsspender. Weder im Bereich des Speisesaals, der Cafeteria, oder gar der Patient*innen- Wcs. Dort waren am Montag noch nicht einmal Seife und Mülleimer für Papierhandtücher vorhanden.

Bei den aufgestellten Wasserspendern für die Patient*innen und Mitarbeitenden der Klinik werden Hygienevorschriften komplett missachtet. So bekommen alle Patient*innen Flaschen, die selbständig an den Wasserspendern aufgefüllt werden können. Allerdings fehlt dort eine Vorrichtung, die eine Berührung des Flaschenhalses mit der Wasserdüse verhindert. Es ist noch nicht einmal ein Schild angebracht, welches darauf hinweist, dass ein solcher Kontakt zu vermeiden ist, da Patient*innen direkt aus der Flasche trinken. Auch eine regelmäßige Reinigung oder ein Tausch der Flaschen gegen gereinigte Flaschen ist bisher nicht vorgesehen.

Bei der Erstellung der Therapiepläne für die Patient*innen der Psychosomatik traten erhebliche Probleme und Verzögerungen auf. So waren ca. 30 Patient*innen von der Martinusquelle gar nicht in das neue System der Klinik am Park eingespeist worden und hatten somit bis einschließlich Mittwoch, 12.02. keine Therapiepläne. Ich bekam selbst erst am Dienstag einen Therapieplan für den Rest der Woche, als ich nach Anfragen bei verschiedenen Stellen schließlich direkt zur Patient*innenverwaltung verwiesen wurde und dort mit einem Disponenten meinen Plan erstellen konnte. Dabei erfuhr ich, dass zum einen eine neue Software verwendet wurde, die zukünftig in allen MZG-Kliniken Anwendung finden soll, die aber noch nirgends eingesetzt worden war. Zum anderen waren sämtliche Mitarbeitenden der bisherigen Therapie-Planungsabteilung nicht verfügbar und wurden durch Mitarbeitende der Teutoburger Waldklinik ersetzt.

Es sind in diesem Chaos etliche Patient*innen vorzeitig abgereist. Allerdings kamen auch neue Patient*innen an.

Ich hatte mit einigen unfertigen Arbeiten aufgrund des Zeitdrucks und der Verzögerungen der Bauarbeiten gerechnet. Das der Umbau aber noch so unfertig und selbst eine Grundreinigung der zu beziehenden Klinik nicht möglich war, hat mich wirklich entsetzt."

Ende des Berichts.

Das sind einige Punkte, die hier kritisiert werden und wir deshalb als Fraktion folgende Anfrage stellen:

  1. Sind Hygienevorschiften während des Umzugs eingehalten worden?
  2. Sind oder waren die genannten Sicherheitsmängel vorhanden?
  3. Gab es Beschwerden oder sogar Patienten die wegen der Mängel ausgereist sind? Wenn ja, wie viele?
  4. Gibt es oder gab es Probleme beim aufstellen der Pläne für die Patienten?


Ich stelle diese Anfrage, da ich die Personen nur dadurch überzeugen konnte nicht an die Presse zu gehen, was dem MZG und unserem Standort Bad Lippspringe nicht zugute kommen würde.

Ich bitte Sie mir im laufe dieser Woche die Anfrage zu beantworten.

Mit freundlichen Grüßen
Mehmet Ali Yesil Fraktionsvorsitzender


Verbleib:

Antwort des Bürgermeisters vom 10. März 2020